Reisestatistik

Zum Abschluss noch ein kleiner Überblick über meine Reisen:

Reiseroute

Reiseroute

Urlaubstage: 87, insgesamt war ich fast 6 Monate weg, aber ich habe ja auch studiert 😉
Besuchte Länder: 9
Besuchte Orte: 53
Unterkünfte: 39 + 1 Nacht am Fughafen
Flugzeit: ca. 85h (22 Flüge)
verbrachte Zeit im Zug: ca. 33h
verbrachte Zeit in Bussen/Minubussen: ca. 100h
verbrachte Zeit auf Booten/Schiffen/Fähren: ca. 100h

Erfahrungsbericht: Auslandssemester an der Nanyang Technological University (NTU), Singapur

Erfahrungsbericht und kleiner Leitfaden für zukünftige Austauschstudenten über mein

Auslandssemester an der
Nanyang Technological University, Singapore
Digital Animation | School of Art, Design & Media
Wintersemester 2012/2013

 Warum Singapur?

Schon früh stand fest, dass ich ein Auslandssemester machen wollte. Ich habe es immer bereut während der Schulzeit keinen längeren Austausch gemacht zu haben oder nach dem Abitur nicht ein wenig herumgereist zu sein. Da ich audiovisuelle Medien studiere und mich auf Computeranimation spezialisiere, kamen als englischsprachige Partneruniversitäten nur die NTU in Singapur, die Abertay University und die UWS in Schottland in Frage. Singapur war mein klarer Favorit, mich reizte die Ferne und eine fremde Kultur kennen zu lernen – ein Winter in Schottland entsprach nicht gerade meinen Traumvorstellungen…

Vorbereitungen

Beim Arzt sollte man abklären lassen, ob Impfungen aufgefrischt werden müssen bzw. ob zusätzliche empfohlen werden. Wer plant viel zu reisen, ist im Tropeninstitut in Tübingen gut aufgehoben und bekommt eine fachkundige Beratung. Aufgrund der Impfabstände ist es ratsam sich früh darum zu kümmern.
Des Weiteren sollte man sich Gedanken über eine Kreditkarte machen mit der im Nicht-EU-Ausland kostenlos Geld abgehoben werden kann (z.B. DKB oder Comdirect).
Für den Abschluss einer Auslandskrankenversicherung empfiehlt es sich die zahlreichen Angebote der Versicherungen zu vergleichen. Ich habe mich für die HanseMerkur entschieden, da diese mehr abdeckt als beispielsweise der ADAC.
Die NTU empfiehlt den Flug erst zu buchen, wenn man das Welcome Package erhalten hat. In meinem Fall kam das Welcome Package ca. 2 Monate vor Semesterstart – ich wollte aber nicht solange warten und sichergehen, dass ich noch einen günstigen Flug  bekomme. Wer mehr Gepäck mitnehmen möchte, sollte sich vorher bei der Airline erkundigen: Bei der Lufthansa gibt es die Option einen 2. Koffer mit 23kg gegen Zuzahlung mitzunehmen. Anfang 2012 waren es noch 50€, mittlerweile sind es 150€. Das Handgepäck wurde bei mir nicht gewogen und konnte so deutlich mehr als 8kg an Bord nehmen.

Welcome Package

Nach erfolgreicher Online-Bewerbung bekommt man einige Monate später das ersehnte E-Welcome Package per Mail zugeschickt, erhält so seine Matrikelnummer und Zugangsdaten, sowie den Visumsantrag. Ich hatte mit der Anmeldung auch 10 Kurse angegeben, die ich gerne belegen würde. Leider werden nicht immer alle angeboten, bzw. können nicht von Austauschstudenten belegt werden. So wurden mir nur 3 Kurse bestätigt und ich hatte die Möglichkeit noch welche nachzumelden. Viele ADM Kurse sind sehr beliebt und haben nur begrenzte Plätze, da sie oft im PC-Pool stattfinden. Dabei werden die Plätze wohl nach Anmeldereihenfolge vergeben, so dass man nur mit viel Glück seine favorisierten Kurse bekommt. In den ersten zwei Vorlesungswochen hat man noch einmal die Möglichkeit seine Kurse umzuwählen und kann auch auf eventuell freiwerdende Plätze hoffen. Nach Ablauf dieser Add/Drop-Phase werden die Kurse verbindlich zur Prüfung angemeldet.

Visum

Als Deutscher braucht man für die Einreise nach Singapur kein Visum, ein Stempel im Reisepass berechtigt zu einem Aufenthalt bis zu 90 Tagen. Allerdings dauert das Semester etwas länger und nicht jeder hat ein Rückflugticket vorzuweisen.

Mit den Unterlagen aus dem Welcome Package kann man sich bei der ICA (Immigration & Checkpoints Authority of Singapore) online für den Student‘s Pass, das Studentenvisum registrieren. In der ersten Vorlesungswoche wird ein Sammeltermin auf dem Campus organisiert, wo man seine Unterlagen bei der Behörde abgibt. Etwa 2 Wochen später erhält man seinen Student’s Pass in Form einer ID-Karte. Während diesem Zeitraum darf man Singapur nicht verlassen.

Wohnen in Singapur

Die Wohnheimsplätze auf dem Campus sind sehr beliebt und die NTU kann nicht garantieren, dass jeder einen Platz bekommt. Auch Austauschstudenten nehmen an einem Losverfahren teil und nur etwa 50% erhalten einen Platz. Wie ich später erfahren habe müssen die Einheimischen sich sogar zusätzlich bei den Hall Activities  engagieren um sich ihren Platz zu sichern.
Kurz vor Semesterbeginn wird das Ergebnis des Losverfahrens im Onlineportal veröffentlicht, so dass, im Falle, dass man leer ausgegangen ist, kaum Zeit bleibt sich nach etwas anderem umzuschauen.
Ich hatte das Glück in Hall 15 unterzukommen, eines der neuesten Wohnheime, sogar mit Klimaanlage (allerdings kostenpflichtig). Mein Zimmer hat 220 SGD im Monat gekostet, ein WG-Zimmer in der Stadt ebenfalls mit 2er Belegung liegt bei 600-1000 SGD im Monat! Es ist also gut verständlich warum die Wohnheime so beliebt sind und man sollte sich über die zusätzliche finanzielle Belastung im Klaren sein, wenn man keinen Wohnheimsplatz erhält.
Insgesamt gibt es 16 Wohnheime, die ältesten haben keine Klimaanlage und wenn man das Wetter noch nicht gewohnt ist, kann das sehr unangenehm sein. Das Zimmer teilt man sich mit einem Mitbewohner desselben Geschlechts, oft werden zwei Exchange Students im selben Zimmer untergebracht – meine Mitbewohnerin war eine Deutsche aus Hamburg. Dusche/WC gibt es auf der Etage und das Wohnheim bietet zusätzlich Gemeinschaftsräume wie TV-Raum, Lese-Raum, Fitness-Raum, Waschküche und Küche.
Allerdings konnte ich mit meiner Küche nicht besonders viel anfangen, es gab eine Kochplatte, eine Mikrowelle und einen Wasserboiler. Das liegt daran, dass die wenigsten Singapurer kochen und stattdessen lieber Essen gehen. So gibt es auf dem Campus zahlreiche Kantinen, die 7 Tage die Woche den ganzen Tag über geöffnet haben und so zum Frühstück, Mittagessen und Abendessen einladen. Die Kantinen ähneln Food Courts, es gibt also verschiedene Stalls, die ganz unterschiedliche Speisen anbieten. Das Angebot reicht von Chinesisch über Indisch bis Vietnamesisch und es werden sogar „German Sausages“ verkauft. Die Kantinen unterscheiden sich alle und bieten so abwechslungsreiches Essen. Ich habe es nie geschafft alle Stalls in allen Kantinen auszuprobieren.

Ankunft in Singapur

Die Wohnheime sind einige Tage vor Semesterbeginn beziehbar und wie der Zufall es wollte, habe ich bei meiner Ankunft am 1. August genau den ersten Tag erwischt. Start der Welcome Week war der 6. August und eine Woche später begann auch schon die Vorlesungszeit.
Es gibt kein Buddysystem und so ist man ganz auf sich alleine gestellt. Ich hatte das Glück schon einige Singapurer an der HdM kennen gelernt zu haben, die mir am ersten Tag geholfen haben mich zurechtzufinden.
Im Internation Student Centre (ISC) regelt man alles Organisatorische und bekommt seinen Studentenausweis und ein kleines Welcome Package: einen Rucksack, Trinkflasche,  Stifte, Knabbereien und Info-Broschüren. Der Campusplan hilft dabei die ersten Tage nicht verloren zu gehen 😉 Man hat auch die Möglichkeit sich für Aktivitäten in der Welcome Week anzumelden, leider ist das Angebot sehr beschränkt und die Plätze knapp. Ich war bei der Stadtführung und der Night-Safari dabei.
Es gab nur eine offizielle Veranstaltung während der Welcome Week, wo über 500 Austauschstuden begrüßt wurden und wir Informationen über Fächerwahl, Krankenversicherung usw. erhielten. So ist man über den Semesterbeitrag automatisch krankenversichert und kann den Arzt auf dem Campus kostenlos besuchen, es empfiehlt sich dennoch in Deutschland eine Auslandskrankenversicherung abzuschließen um auch auf Reisen versichert zu sein oder im Ernstfall zurückgebracht zu werden.
Ich war von der Welcome Week etwas enttäuscht, da ich mir zahlreiche Aktivitäten und Führungen erhofft hatte.

Studium

Ich habe an der ADM (School of Art, Design, Media) „Digital Animation“ studiert und drei Vorlesungen (eigentlich Tutorials) belegt: Editing, Lighting & Rendering und Rigging und hatte an zwei Tagen die Woche Uni. Das mag auf den ersten Blick richtig wenig erscheinen, ist es aber nicht. Ich hatte jede Woche Assignments, die je nach Fach, dann auch mehrere Tage in Anspruch nahmen. So blieb mir dann letztendlich ein reguläres Wochenende an Freizeit. Empfohlen werden max. 5 Kurse, um als Exchange noch etwas Zeit für anderes zu finden, sollte man nicht mehr als 4 belegen.
Es wurde in einem Computerraum praktisch unterrichtet, ca. 20 Studenten, so dass der Dozent auf jeden einzelnen eingehen konnte. Die Professoren waren extrem locker, die Studenten meist etwas schüchtern und dank Klimaanlage herrschte eine gefühlte sibirische Kälte und es war tatsächlich ratsam lange Kleidung zu tragen.

Da ich nur Tutorials belegt habe, hatte ich Anwesenheitspflicht und musste viele Hausaufgaben machen. Schwänzen geht nicht, da Anwesenheitspflicht besteht und in die Endnote mitreinzählt. So arbeitet man konstant mit, hat über das Semester einige Abgaben und gegen Ende hin eine größere. Aber der Prüfungsstress ist ausgeblieben, es gab für meine praktischen Fächer nämlich keine! In anderen Studiengängen ist es eher wie gewohnt: meine Mitbewohnerin hat Verfahrenstechnik studiert, hatte “klassische” Vorlesungen im großen Hörsaal ohne Anwesenheitspflicht mit Pfrüfungen am Ende des Semesters.

Ungewohnt waren auch die Vorlesungszeiten. Zwei meiner Kurse fanden von 19.30 – 22.30 statt, da viele Dozenten von extern kommen und tagsüber bei Lucasfilm / ILM arbeiten.

Die Vorlesungen sind hier sehr praktisch orientiert, durchaus anspruchsvoll, aber auch stark vom Engagement des Dozenten abhängig. Da der Studiengang mit einem Bachelor of Arts abschließt, sind die Kurse nicht sehr technisch, da vielen auch die Grundlagen dafür fehlen. Dennoch kann man sehr viel lernen und durch die konstante Mitarbeit auch seine Kenntnisse festigen.

Viele Einheimischen belegen hier 5-8 Kurse, stehen ständig unter Druck, arbeiten Nächte durch, können sich während der Vorlesung kaum noch wach halten und schlafen auch regelmäßig ein. Ihr Studentenleben genießen, können hier wohl die wenigsten und die Studiengebühren sind hier auch richtig teuer (ca. 8000SGD – die wir HdMler zum Glück nicht zahlen müssen), so dass einige extra viel belegen um ein Semester zu sparen.

Campus

Der Campus fühlt sich wie eine Kleinstadt an, neben Universitätsgebäuden und Wohnheimen gibt es hier ca. 10 Kantinen, McDonalds sogar mit Studentenpreisen, Starbucks, einen Supermarkt, mehrere kleine Kioske, einen Frisör, einen Computerladen, eine Arztpraxis, einen Sportplatz, ein Fitnessstudio und ein Schwimmbad . Bestimmt habe ich auch vieles vergessen oder erst gar nicht entdeckt!
Zudem gibt es vier kostenlose Buslinien, die auf dem Campus loopen und den fußfaulen Studenten schweißfrei zur Vorlesung fahren. Die Linie D verlässt sogar der Campus und fährt zur nächstgelegenen MRT-Station „Pioneer“.
Ein Großteil der Wege ist auch überdacht, so dass man bei Regen nicht klatschnass wird.

Zu Beginn des Semesters gibt es auch eine Art Messe, auf der sich die Clubs präsentieren, das Angebot ist riesig, z.B.: sämtliche Sportarten, die Möglichkeit seinen Tauchschein zu machen, Fotografie, Rhetorik, Astronomie, German Society, soziale Projekte – man kann die wilden Katzen auf dem Campus füttern!

Nahverkehr

Mit dem kostenlosen Shuttlebus D gelangt man zur nächstgelegenen MRT-Station  „Pioneer“. Des Weiteren fahren die Busse 179 und 199 von der MRT-Station „Boon Lay“ ab.
Zunächst ist es etwas verwirrend, da die Busse nur in eine Richtung fahren, es gibt auch keinen festen Fahrplan, es wird nur ein bestimmter Tackt eingehalten und leider werden auch keine Stationen durchgesagt, so dass Ortskenntnisse von Nutzen sind. Die MRT fährt allerdings in beide Richtungen.

Man sollte die Fahrzeiten durchaus nicht unterschätzen: bis man vom Campus zur nächsten MRT-Station gelangt, kann durchaus eine halbe Stunde vergehen, in die Innenstadt dauert es etwa eine Stunde, zum Flughafen Changi über 1,5 Stunden.

Nach Mitternacht ist man auf ein Taxi angewiesen, das mit Nachttarif nicht gerade günstig ist. So sollte man darauf achten nicht zu spät am Flughafen zu landen, da die Fahrt zum Campus schnell 80 SGD kosten kann, tagsüber sind es etwa 35 SGD.

Am ersten Tag in Singapur empfehle ich das Taxi zu nehmen, bei viel Gepäck direkt vom Flughafen aus oder  sonst von „Pioneer“. Zur Station “Pioneer“ gelangt man mit der grünen Linie direkt vom Flughafen „Changi“ aus, muss allerdings bei „Tanah Merah“ Richtung „Joo Koon“ umsteigen. Man wird es mit dem Bus kaum schaffen an der richtigen Haltestelle auszusteigen, wenn man noch nie auf dem Campus war.

Lebensunterhaltskosten

Diese sind in etwa vergleichbar mit Deutschland. Wenn man in den günstigen Kantinen isst, zahlt man für eine Mahlzeit ca. 2-5 SGD, in den Food Courts außerhalb etwas mehr. Lebensmittel sind nicht unbedingt günstig, „europäische“ Produkte sind deutlich teurer als bei uns. Guten Käse und Wurst sucht man vergeblich, Hygieneartikel wie Shampoo sind überraschenderweise sehr teuer (ca. 8-10 SGD). Alkohol und Zigaretten sind besonders besteuert und so auch extrem teuer. Man sollte sich also an seinem Budget in Deutschland orientieren.

Singapur, Hitze & die Strafen

Ich habe Singapur sehr ins Herz geschlossen, diese Metropole ist super modern und multikulturell. Ich war gerne in ethnischen Vierteln unterwegs, habe verschiedenste Food Courts ausprobiert und die an der Haupteinkaufstraße Orchard reihen sich nicht die Shops, sondern die Shoppingmalls.

Überhaupt scheinen Essen und Shoppen die Hauptfreizeitbeschäftigungen der Einheimischen zu sein, auch sonntags hat alles offen und die Öffnungszeiten sind weitaus länger als in Deutschland.

An die Hitze und Schwüle gewöhnt man sich relativ schnell, die Regenschauer dauern nicht sehr lang und fast alles ist überdacht. Die Klimaanlagen sind meist sehr kalt eingestellt. Einen blauen, wolkenlosen Himmel hat man nur selten, dennoch riskiert man, wie auch hier in Deutschland, einen Sonnenbrand, wenn man zu lange ungeschützt draußen ist.

Außer einigen alten Chinesen spricht jeder mehr oder weniger verständliches Englisch, so dass man sich gut verständigen kann. Nach einer Eingewöhnungsphase kam ich mit „Singlish“ ganz gut zurecht.

Viele denken bei Singapur zunächst an die harten Strafen, die zahlreichen Verbote und stellen sich ein Entwicklungsland vor. Das ist Singapur definitiv nicht, in vielen Bereichen ist der Stadtstaat sogar moderner als Deutschland.

Über die Strafen sollte man sich nicht zu große Sorgen machen. Drogenschmuggel wird mit dem Tod bestraft und es wird bei der Einreise verstärkt darauf hingewiesen. Dennoch zeigt sich der Zoll nicht besonders streng, ich wurde nur einmal kontrolliert weil ich Duty Free eingekauft hatte. Auf Bali hingegen musste ich am Drogenspürhund vorbei…
Einmal über Rot gehen kostet 500 SGD, in der MRT Essen oder Trinken 500 SGD, wenn man sich nicht an ein Rauchverbot hält sind es 1000 SGD! So streng ist es allerdings nur auf dem Papier, denn viele Einheimische gehen auch mal über Rot und das Trinkverbot in der MRT bezieht sich auch auf Wasser. Wenn man eine Weile unterwegs ist, kann das unangenehm werden und man sieht häufig alte Leute, die heimlich mit einem Strohhalm aus ihrer Tasche trinken.
Das Beste ist sich der Regeln bewusst zu sein und sich so gut wie möglich daran zu halten, ich habe jedenfalls noch von keinem gehört, dass er hätte zahlen müssen.
Der Vorteil von den ganzen Verboten ist, dass ich mich noch nie so sicher wie in Singapur gefühlt habe und die Stadt extrem sauber ist.

Auch die Wohnheimsregeln erscheinen auf den ersten Blick sehr streng und schreiben einiges vor und schränken z.B. Besuche ein. In der Realität werden diese kaum eingehalten, auch die Einheimischen feiern Zimmerpartys.

Singapur als Ausgangspunkt für Reisen

Kurztrips übers Wochenende bieten sich nach Malaysia an, von der MRT-Station „Kranji“ gelangt man zur Grenzstadt Johor Bahru und von dort fahren günstige Busse nach ganz Malaysia (ca. 10€ nach Kuala Lumpur). Mit der Fähre gelangt man zu den indonesischen Inseln Bintan und Batam, sehr beliebte Ausflugsziele unter Singapurern.
In der Semestermitte hat man eine Woche frei. Es gibt zahlreiche Billigflüge und man findet für durchschnittlich 50€ Flüge nach ganz Südostasien. Es empfiehlt sich nach Promoangeboten von Tigerairways, Air Asia, Jetstar und Scoot zu schauen und rechtzeitig zu planen, da sich richtige Schnäppchen machen lassen.

Kleine Tipps an meine Nachfolger:

  •  Asiaten wollen weiß sein und so enthalten viele Produkte Bleichmittel (auch Sonnencreme)
  • Niveasonnencreme 50+ (ohne Bleichmittel) kostet in Singapur 30 SGD für 100ml (20€) in Deutschland sind es 8€ für 200ml
  • Meine Regenjacke habe ich genau 1x angezogen!
  • Die Klimaanlagen sind eisig, also Strickjacke und Schaal nicht vergessen
  • In Canteen 13 gibt es Spaghetti Carbonara
  • Eine Steckerleiste aus Deutschland mitzubringen, kann sehr sinnvoll sein
  • Bei „Boon Lay“ gibt es die Mall Jurong Point mit dem 24h Supermarkt Fairprice im 3. Stock

Fazit

Singapur ist ein eindrucksvoller Stadtstaat  und ich hatte die Möglichkeit zahlreiche neue Erfahrungen zu machen. Unsere Partneruniversität NTU ist auf vielen Ranglisten nicht zu Unrecht weit oben anzutreffen. Wer audiovisuelle Medien studiert wird an der ADM sehr gut aufgehoben sein und viele Kurse in seinem Fachbereich finden. Ich bin in dieser Zeit auch über mich hinausgewachsen, mein Englisch ist deutlich besser geworden, selbst wenn die Grammatik nicht immer ganz stimmen mag. Ich habe andere Kulturen kennen gelernt, einen Einblick in deren Alltag erhalten, Asien zu schätzen gelernt, Leute aus den verschiedensten Ländern kennen gelernt. Und Singapur vermisse ich jetzt schon 🙂

im eisigen Deutschland

Ich bin gut angekommen und mit knapp 40° Temperaturunterschied ist das Wetter hier sehr gewöhnungsbedürftig. Es fühlt sich surreal an wieder zuhause zu sein, ich werde mich morgen beim Aufwachen bestimmt wundern wo ich bin.

Ich wollte all meinen Lesern danken und auch allen Leuten, die ich in Singapur und auf meinen Reisen kennen gelernt habe. Ich hatte eine tolle Zeit im Ausland, bin über mich selbst hinausgewachsen und habe jede Menge tolle Erfahrungen gemacht.

Ich werde bald noch meine Australienposts aktualisieren und noch mehr Bilder posten, wenn ich sie durchgesehen habe.

Australien Teil 2: Von Sydney nach Cairns – und zurück

Ich hatte rechtzeitig daran gedacht ein Hostel für Sylvester zu buchen, aber leider nicht bedacht, dass die meisten, dann auch wieder weiterreisen wollen. So kam es, dass der Greyhoundbus die Tage nach Sylvester restlos ausgebucht war. Und ich musste meine nächsten Stationen auch schon alle buchen, da größtenteils schon alles nach Brisbane hoch ausgebucht war. So viel zu meinem Plan, spontan zu entscheiden wann es weitergeht, je nachdem wie gut es mir gefällt.

Newcastle

Um meine Reise starten zu können, bin ich auf den Zug ausgewichen und nach Newcastle gefahren. Als ich ankam, war mein erster Gedanke: Kleinstadtfeeling! Nach einer Woche in Sydney ging es hier doch sehr überschaubar und gemütlich zu. Am Abend ging es zum kostenlosen Pastaessen, das vom Hostel organisiert wurde. Als Kinderportion kann man das noch nicht mal bezeichnen, es gab nicht mehr als eine Handvoll Nudeln! Das Restaurant spekulierte wohl darauf, dass die Leute dann auch noch Getränke kaufen und noch etwas nachbestellen würden… Mit den Leuten an meinem Tisch ging es dann erstmal noch einkaufen und wir kochten zusammen eine anständige Bolognese, von der dann auch jeder satt wurde…
Insgesamt hatte ich eine sehr gemütliche Zeit in Newcastle, ich ging ans Meer und lief den Strand entlang zum Leuchtturm, das Wasser war mir zum Baden dann doch zu kalt. Ich genoss es den Menschenmassen von Sylvester entkommen zu sein und sog die ruhige Atmosphäre in Newcastle auf.

Port Macquarie

Kleiner Idyllischer Ort, direkt am Wasser und abends lebhafte Stimmung am Ufer  – hier hätte ich auch länger bleiben können! Ein Spaziergang führte am Hafen entlang, wo sich Leute mit bunten Gemälden auf Steinen am Ufer verewigt hatten. Surfer und Bodyboarder wetteiferten um die besten Wellen und an Land wurde geskatet.
Eine Schiffstour führte mich in die Lagune, wo Gelegentlich Delfine zu beobachten sind. Leider hatte ich Pech… Dafür begegneten mir Pelikane, eine tote Riesenschildkröte, die an der Oberfläche trieb und ein Känguru, das uns von einer Halbinsel aus doof anstarrte.
Port Macquarie beherbergt ein Koala Krankenhaus, das verletzte Tiere wieder aufpäppelt. Seien es Opfer von Verkehrsunfällen, Buschbränden und schlicht erkrankten Tieren, hier wird allen geholfen! Bei einer Führung wurden einzelne, sehr ergreifende Lebensgeschichten erzählt, manche Koalas schienen richtige Pechvögel zu sein und waren hier in guten Händen.

Coffs Harbour

In Coffs Harbour machte ich gerade nur für eine Nacht halt, ich kam abends an und nutzte die letzte Stunde Sonnenlicht noch für einen Strandspaziergang. Um 6h morgens ging die Reise schon weiter. In Erinnerung ist mir geblieben, dass die Mädels in meinem Zimmer sich trotz herrschender Hitze unbedingt auch noch im Zimmer die Haare föhnen müssten und es im Zimmer unerträglich heiß war – Klimaanlage gab es leider keine. Als ich am Morgen losfuhr, hatte die Küche leider noch geschlossen, was ich am Vorabend nicht bedacht hatte, und so waren meine ganzen Lebensmittel verloren. Das war ziemlich ärgerlich, da ich ziemlich gut ausgestattet war und der Vorrat bestimmt noch für 2 Wochen gereicht hätte. Zur Erklärung: ich wohne in Hostels die mit Küche ausgestattet sind und man sich selber sein Essen zubereitet. Es gibt zahlreiche Kühlschränke und Schränke in die man seine Lebensmittel lagern kann. Das ganze wird noch mit einem Namenszettel inkl. Zimmernummer und Aufenthaltsdauer versehen. Außerdem gibt es immer noch ein Gemeinschaftsfach für z.B. Salz oder Lebensmittel, die man nicht mehr braucht, bzw. nicht mitnehmen kann. Leider gibt es auch immer wieder Diebe, mir wurden im Laufe meines Aufenthalts in Australien lediglich ein paar Eier und mein Orangensaft entwendet. Über den Orangensaft war ich dann doch ziemlich sauer, weil ich mich schon auf ein gutes Frühstück gefreut hatte!
Seit ich meine Kochsachen verloren habe, trinke ich keinen Kaffee mehr! Der erste Entzug seit Jahren, aber halb so schlimm… Ich trinke nun schon seit Monaten Pulverkaffee und kann es langsam nicht mehr sehen und schmecken 😉 So hatte ich keinen Anlass mir wieder Kaffee zu kaufen, der mir gar nicht schmeckt. Die Möglichkeit sich Filterkaffee zu machen, gab es nirgends.

Byron Bay

Viele die ich unterwegs kennen gelernt habe, schwärmten von diesem Ort – ich war neugierig und wurde enttäuscht! Ich bezweifle, dass in diesem Städtchen überhaupt Einheimische wohnen, hier herrscht Tourismus pur, die ruhige, gelassene Stimmung war hier passé… Ich schloss mich der Tour zum Leuchtturm an, um dann festzustellen, dass unser „Guide“ vom Hostel selber noch nie dort war und den Weg nicht kannte. Also drehten wir  eine kleine Extrarunde und da das Tempo keine Zeit zum Fotografieren zuließ, verlor ich irgendwann den Anschluss. Nicht weiter schlimm, da ich mit GPS den Weg besser kannte und so genügend Zeit hatte mir die Landschaft anzuschauen…
Ich kam am östlichsten Punkt (Festland) Australiens vorbei und der Weg zum Leuchtturm war wirklich steil… Zugegeben, die Strände sind hier schön, aber 30AUD Miete für ein Surfboard ist dann doch etwas übertrieben…

So langsam bekam ich Heimweh – nicht etwa nach Deutschland, sondern nach Singapur! In Australien ist alles übermäßig teuer, liegt zum einen am schlechten Wechselkurs, aber auch daran, dass die Leute hier viel verdienen. So wird man schnell sein Geld los, alleine für Unterkunft und Essen und wenn man dann noch etwas unternehmen möchte, wird es richtig teuer. In Asien habe ich kaum aufs Geld geachtet, Eintrittsgelder lagen meist bei ca. 1€, sonstige Aktivitäten waren auch kaum teurer und Massagen gab es für unter 10€… In Australien hingehen zahlt man schnell mal 30 AUD Eintritt, Kajaken mit Delfinen kostet 60 (hätt ich ja gerne gemacht, aber eindeutig zu teuer) und für eine Massage ist man schnell mal 100 AUS los. Es macht hier also nicht wirklich Spaß etwas zu unternehmen, da einem jedes Mal bewusst wird, wie überteuert alles ist. Insbesondere wenn man asiatische Preise gewohnt ist. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass sich bei mir Heimweh nach Asien einstellte, ich das Essen und das unkomplizierte Leben vermisste. In Australien habe ich wirklich den halben Tag faul am Strand verbracht, mich stundenlang mit anderen Backpackern ausgetauscht und nicht wirklich viel unternommen. Und da es hier auch nicht wirklich anders als in Europa zugeht, kann ich auch wenig Interessantes berichten. Die Leute sind hier sehr locker drauf, man spricht sich mit Vornamen an, auch am Flughafen beim Zoll tragen die Beamten Namensschilder mit dem Vornamen darauf. Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit ist verboten, da sind die Beamten dann doch sehr strikt. Auch in den Hostels hängen Schilder, dass nur auf dem Grundstück Alkohol getrunken werden darf, zwischen vorgegebenen Uhrzeiten und Trinkspiele sind meistens auch verboten. Und an den Fußgängerampeln wartet man ein halbes Jahrhundert – wird nur grün wenn man drückt und das erst bei der nächsten Ampelphase – also laufen alle über rot, wenn es gerade frei ist. Das waren eigentlich auch schon die größten Unterschiede!

Brisbane

Als ich im Hostel ankam, musste ich erst einmal feststellen, dass die Buchung, die die Rezeption im Hostel davor für mich gemacht hatte, im System hängen geblieben war. Ich hatte großes Glück und bekam gerade noch den letzten Platz und für denselben Preis ein 3er statt 6er Zimmer. Erst am späten Nachmittag traute ich mich heraus, die Temperaturen waren unerträglich und die Sonne knallte so richtig, dass ich im Nu Kopfschmerzen bekam. Man sollte die Sonne hier nicht unterschätzen, aber sie war weniger schlimm als ich erwartet hatte. Im Gegensatz zu Singapur, ist es hier selten bewölkt und die Sonne sticht und blendet, dass es manchmal richtig unangenehm sein kann. Es mag zwar etwas kühler sein, aber wer freiwillig in die Mittagsonne rausgeht, ist selber schuld, wenn er sich einen Sonnenbrand holt. Ich habe die ganzen 4 Wochen lang aufgepasst und mich immer eingecremt und hatte so nie ein Problem, wohingegen ich viele krebsrote Prachtexemplare gesehen habe, die sich am Strand weiter grillen mussten.
Ich nahm die kostenlose Fähre und fuhr vom einen Ende der Stadt zum anderen und hatte so eine tolle Tour und sah die Stadt bei Tag und bei Sonnenuntergang.

Rainbow Beach und Fraser Island

Nächste Station war Rainbow Beach, der ideale Ausgangspunkt zu Fraser Island, einer großen Sandinsel auf der es erstaunlicherweise eine sehr vielfältige Vegetation gibt und Süßwasserseen. Ich buchte eine Tour und es ging mit einer Art Monster-Truck-Bus hin. Weshalb, das stellte sich bald heraus, denn es gab quasi keine befestigten Straßen. Per Fähre gelangten wir hinüber und ich bekam sogar Delfine zu Gesicht und weiter ging es auf der wohl schlimmsten Straßen die ich jemals erlebt habe, da können auch die schlimmsten Straßen in Kambodscha und Indonesien nicht mithalten. Diese „Straße“ hat die besten Jahre hinter sich und wurde wohl seit einem halben Jahrhundert nicht mehr erneuert. Wir waren leider zunächst gezwungen diese zu nehmen, denn dank starker Flut war der Strand gerade mal ein paar Zentimeter breit. So ging es diese extrem staubige Schotterstraßen entlang und wer sich jetzt fragt, was daran so schlimm ist: Schlaglöcher, alle paar Zentimeter und dazu noch richtig Tiefe. Auf dem Weg zum McKenzie Lake gab es dann Teilweise auch Höhenunterschiede von einem gefühlt knappen Meter, die dann durch Bleche überbrückt wurden. Der See war wirklich ein Traum, kristallklar, schöner Sandstrand, umgeben von Regenwald, aber nur zu viele Leute – wie immer 😉  Auf der Rückfahrt konnten wir endlich am Strand entlang fahren, da inzwischen Ebbe war und so viel Platz bot und nebenbei auch sehr bequem und eben war. Hier habe ich auch ein freilaufendes Dingo gesichtet, auf der Insel hängen überall Hinweis Schilder, auf seine Kinder zu achten, nichts Essbare wegzuwerfen etc., da die Dingos durchaus gefährlich werden können und es auch schon Todesfälle gab.

Mittlerweile hatte sich bei mir das „schon-wieder-ein-Strand“-Feeling eingestellt und war schon ziemlich gelangweilt, meine Tage am Strand zu verbringen, so chillte ich Abends lieber mit netten Leuten auf der Veranda.

Airlie Beach

Mit einem kleinen Zwischenstopp in Hervey Bay ging es nach Airlie, schöne Nachtfahrt, die 13h dauerte und ziemlich unbequem war. Zudem war der Busfahrer alles andere als freundlich und ließ sich von jedem auch noch neben dem Busticket einen Ausweis zeigen und sorgte gern für Recht und Ordnung. Von Airlie Beach ging es dann auf einen zweitägigen Segeltripp zu den Whitsundays, einer Inselgruppe direkt vorm Festland. Schönes Wetter, traumhafte Strände, u.a. der Whiteheaven Beach, der als einer der schönsten der Welt gilt. Wir hatten leider etwas Pech, denn zum einen konnten wir nur mit Ganzkörperanzügen in Wasser, aufgrund der gefährlichen Quallen, zum anderen herrschte an Land eine Fliegeninvasion. Diese Bremsen gingen auf jeden und alles los und wenn man sich ihrer nicht sofort entledigte, wurde man gebissen. Absolut kein Spaß, da half auch kein Insektenspray, so wurde man mindestens von 10 Viechern belagert und war beschäftigt diese loszuwerden… So viel zu Traumstrand, für mich ist er als Fliesheaven Beach in Erinnerung geblieben. Am zweiten Tag ging es Tauchen und ich war dann doch etwas enttäuscht, die Sichtbarkeit war richtig schlecht, wir mussten richtig aufpassen uns nicht aus den Augen zu verlieren… Die zwei Tage verbrachte ich meist lesend an Deck im Schatten der Segel. Wie schliefen auch an Bord, in winzigen Kojen, kann mich glücklich schätzen, so klein zu sein, größere hatten Mühe sich ganz auszustrecken.

Magnetic Island

Nächste Station war Townsville, von hier aus ging es per Fähre zu Magnetic Island und ich hatte richtig Glück und hatte das Zimmer für mich alleine, leider gab es keine Klimaanlage , denn es war extrem heiß und schwül. Nach einem kleinen Spaziergang gabs einen kostenlosen Sekt am Strand zum Sonnenuntergang. Am nächsten Morgen ging es dann schon weiter zu meiner nächsten Station.

Cairns

Es regnete! Zum ersten Mal seit ich in Australien bin und es war angenehm frisch. Zu meinem Erstaunen, hatte diese Shoppingmall schon nach 19h zu… Abends stürmte es dann noch und ich machte mir leicht Sorgen, denn am nächsten Tag sollte es zum Great Barrier Reef rausgehen. Es regnete natürlich immer noch: passende Kleidung: Badelatschen, Boardershorts, Bikini und Regenjacke 😉 Die Tour fand zu meinem Glück statt, hätte mich doch sehr geärgert wenn ich nicht im Great Barrier Reef tauchen gewesen wäre. Ich hatte 3 Tauchgänge und war nach den Whitsundays doch sehr postiv überrascht, schöne Korallen, bunt, viele Fische und die Sichtbarkeit war auch super, wir bekamen sogar eine Murräne zu Gesicht. Tolle Tour, ich habe wieder einmal sehr nette Leute um mich gehabt, aber wir waren uns einig, dass es im roten Meer in Ägypten noch farbenprächtiger ist. Und da es den ganzen Tag wie aus Kübeln goss, war am Abend auch nicht mehr viel geboten.

Da war mein Trip auch schon zu Ende! Per Flieger ging es dann am nächsten Tag nach Sydney zurück und am nächsten Tag dann nach Singapur, wobei ich eine halbe Ewigkeit in Sydney am Flughafen warten musste, da der Flug 3,5h verspätet war.

Australien Teil 1: Sydney und die Blue Mountains

Nach 8h Nachtflug stieg ich dank eisiger Lüftung mit erfrorenen und tauben Füßen in Sydney aus. Da uns an Board wiederholt gesagt wurde, dass man jegliche Art von Lebensmitteln deklarieren muss, bin ich zum ersten Mal brav durch den Zoll marschiert, um mein Kaffeepulver, meine Tomatensoße und Oreos zu präsentieren. Der Zoll war dann doch viel gelassener als in manch anderen Ländern, ich zählte auf was ich dabei hatte und wurde ohne Überprüfung durchgewunken – scheint wohl nur bezüglich verderblicher Waren streng zu sein…
Kaum angekommen, traf mich gleich der Schlag was die Preise angeht: ich sollte 14,50$ für das Bahnticket in die Stadt zahlen für vielleicht 15 Minuten Fahrt…
Mein Hostel lag zum Glück direkt an der Central Station und ich musste nicht weit laufen. Ich kam auf insgesamt gut 35kg Gepäck! Die Tomatensoße und die Sonnencreme sind daran schuld! Ehrlich!
Meine erste Erkundungstour führte mich zum Supermarkt, um Proviant für die nächste Woche einzukaufen. Es war eine richtige Offenbarung in einem normalen, westlichen Supermarkt einzukaufen, so dass ein richtiger Großeinkauf daraus wurde!
Ich werde in Australien in Jugendherbergen und Hostels wohnen, die alle mit einer Küche ausgestattet sind. Australien ist deutlich teurer als Deutschland und der Wechselkurs steht nicht gerade zu meinen Gunsten… So bietet es sich an zu kochen und ich habe mich nach der Zeit in Asien so richtig auf Spaghettis gefreut!

Die nächsten Tage ging es auf Erkundungstour: um einen Überblick über die Stadt zu bekommen, fing ich mit einer Stadtrundfahrt an. Machte halt bei der Harbour Bridge, schlenderte durch the Rocks, ging in Parks spazieren und machte eine Opernführung. Hier bekamen wir Informationen zur Entstehungsgeschichte: So wurde die Gestaltung der Oper international ausgeschrieben, doch der Entwurf der Oper, wie sie heute ist, wurde anfänglich verworfen und kam nur per Zufall wieder ins Rennen… Die Oper besteht aus 3 Theatersälen und 2 Konzertsälen und wir hatten die Möglichkeit einige davon in Augenschein zu nehmen. In einem der Theater war auf der Bühne die Schaltzentrale für das Neujahrsfeuerwerk aufgebaut!
Sydney ist eine schöne Stadt und ich habe mich sofort wohlgefühlt. Die Stadtlandschaft besticht durch alte, geschichtsträchtige Gebäude in direkter Nachbarschaft zu imposanten Wolkenkratzer. Die Harbour Bridge wirkt sehr beeindruckend und dominiert zusammen mit der Oper den Hafen.
Per Fähre gelangt man schnell zu einem der vielen Strände und Stadtbewohner suchen hier Zuflucht vor dem stressigen Alltag.

Am 30. Dezember hatte ich eine Tour zu den Blue Mountains gebucht. Früh morgens ging es per Bus los und die Organisation war sehr chaotisch… Der Busfahrer war freundlich und kommentierte gelegentlich die Landschaft, wozu da noch ein Tourguide anwesend war, ist mir rätselhaft. Zudem dieser keinerlei Informationen lieferte und auch große Verwirrung stiftete… In dem Bus saßen Leute, die unterschiedliche Touren gebucht hatten. Ich sollte an den Wasserfällen wandern, dann gab es wiederum andere, die die Seilbahn gebucht hatten  und welche die kein Mittagessen inklusive hatten. Zunächst wurden die Personen, die wandern sollten, namentlich aufgerufen, ich aber nicht! Ich bin dennoch nach vorne, nannte meinen Namen, und der Tourguide meinte ich solle mich wieder setzten, ich sei nicht in dieser Gruppe dabei… Komisch… Eine halbe Stunde später, als alle anderen ihre Tickets und Anweisungen bekommen hatten, blieben 3 Leute über. Man hatte uns scheinbar vergessen… So lernte ich Cathleen kennen, mit der ich dann den restlichen Tag verbrachte und auch Sylvester zusammen feierte. Wie sich herausstellte, wohnte sie im selben Hostel wie ich und ich hatte ihr an dem morgen auch die Tür aufgehalten, war aber wohl zu verpeilt um mir ihr Gesicht zu merken 😉

Jedenfalls stellte sich daraufhin heraus, dass wir in der Wandergruppe waren und schon vor einer halben Stunde hätten loslaufen sollen, wurden wir von diesem unfähigen Tourguide auch noch angeschnauzt! Na danke auch, ich hatte ihn ja sogar anfänglich darauf hingewiesen…

Somit hatten wir eine halbe Stunde weniger Zeit für unsere Wanderung und mussten den Pfad zum Wasserfall quasi hinunter spurten und die Seilbahn wieder hinauf nehmen und dafür auch noch 11$ bezahlen. Der Pfad war total glitschig und ausrutschen vorprogrammiert… Und später wollte uns der Tourguide auch noch um unser Mittagessen bringen, behauptete, dass sei bei uns nicht inbegriffen…

Weiter gings zum Echopunkt, wieder ohne jegliche Informationen, und dem Pflichtfoto bei den 3 Sisters. Auf der Fahrt zurück machten wir halt an einem Wildlife Park und es hieß, dass man einen Koala knuddeln darf und ein Foto davon bekommt… Naja… Der Park war ganz nett, viele einheimische Tiere in viel zu engen Gehegen, ein paar freilaufende Kängurus und  die Koala-Foto-Abfertigungsschlange. Man stelle sich vor: es gab 4 Reihen wo man sich Supermarktskasse mäßig  anstellen konnte, als man dann schließlich an die Reihe kam, war dort ein Koala, der sich an einen Ast klammerte, total unmotiviert war und schlief… Kann ich ihm auch nicht verdenken! Aus dem Knuddeln wurde nicht viel, das Foto war wenigstens umsonst, aber nicht wirklich schön anzuschauen!

Absolutes Highlight der Tour war dann die Schiffsfahrt zurück, durch Sydney Harbour und an der Oper vorbei zur Endstation Cirular Quay. Schon traurig, wenn man eine Blue Mountains Tour bucht und die Schiffsfahrt das Beste daran ist…

Aber so lernte ich wenigsten meine Sylvestergesellschaft kennen: Cathleen und ihre Mitreisende Sophia und meine zwei Mitbewohnerinnen, Selma + Mama Ulrike, ebenfalls Deutsche. Am Abend heckten wir dann unsere Pläne aus und entschieden uns 50$ Eintritt zu zahlen, um einen sicheren Platz und eine gute Sicht von „Bradley’s Head“ zu haben. Sylvester in Sydney ist so beliebt, dass sich die Stadt einen Bevölkerungsboom erlebt und die Stadt nur aus Touristen zu bestehen scheint –  alle Einheimischen, die es sich erlauben können, sind wohl geflohen 😉 Und jeder Tourist möchte das Feuerwerk sehen, dementsprechend muss man früh, sehr früh aufstehen oder sogar schon die Nacht durchcampen um einen guten Platz zu ergattern. Kein Witz! Das Feuerwerk findet im Hafen statt und das Gebiet darum ist in Zonen eingeteilt, in die nur eine bestimmte Zahl an Leute gelassen wird… So gesehen heißt es sehr früh aufstehen, den ganzen Tag warten oder zahlen und seine Ruhe haben… Die Option Glück haben gibt es zwar auch noch, jedoch eher mit Hilfe von Insidertipps und eben viel Glück.

So haben wir also gezahlt und dafür ausschlafen können 😉 Nachmittags ging es dann schon los, immerhin mussten wir nur noch mit 5000 Leuten um einen Platz rangeln und nicht mehr mit Millionen… Wir hatten Glück und hatten ein ganz nettes Fleckchen gefunden, ich saß dann ewig mit Regenschirm (lässt sich gut als Sonnenschirm umfunktionieren) in den Felsen und wartete und wartete… Aber nur 8h oder so 😉

Mit meiner Ü30 Runde + 60ig Jährigen, die schnell nur noch Mama gerufen wurde, hatte ich als Küken viel Spaß und die Zeit verging recht schnell. Zwischendurch mussten wir unseren guten Platz etwas verteidigen, aber es zahlte sich aus! Der Sonnenuntergang war richtig schön und dann ging es auch schon Schalg auf Schlag, um 21h gab es das Kinderfeuerwerk, zwischendurch viel Unterhaltung mit Lichtershow, Wasserwerfern und Kunstfliegern und Mitternacht war dann nicht mehr fern. Das Feuerwerk war toll – was soll ich denn auch sonst schreiben? Und der Eintritt war sein Geld wert, so hatte ich einen freien Blick über den gesamten Hafen und konnte schöne Bilder machen und das Geländer sogar als Stativ zweckentfremden.

Aber dennoch hat mir etwas gefehlt, es gab keinen Countdown, keinen Sekt zum Anstoßen (Alkohol war im Park verboten) und das Feuerwerk ging auch nur 13 Minuten… Da wird bei uns zuhause doch bedeutend mehr geknallt 😉 Die Rückfahrt war gut organisiert, es stand schon eine ganzen Schlange an Bussen bereit, um die Leute wieder nach Hause zu bekommen… Die Hinfahrt dauert ca. 30 Minuten, die Rückfahrt bestimmt 2 Stunden! Der Verkehr war einfach nur stockend! Ich schielte im Bus ab und zu auf mein GPS um, dann festzustellen, dass wir es wieder 50 Meter vorwärts geschafft hatten. So wurde es zum Running Gag unsere Geschwindigkeit zu kommentieren, 5m/min und ich hielt alle auf dem Laufenden, wenn wir es wieder einen Block weiter geschafft hatten! Zwischendurch bemerkte einer, dass wir jetzt schon die meiste Zeit des Jahres im Bus säßen!

Gefühlte 3 Jahre später erreichten wir unser Hostel und ich war erstmal tot, noch feiern gehen kam nicht infrage, es war inzwischen auch schon 4h morgens. Es gab strenge Ausweiskontrollen vor dem Hostel, es sollten nur Gäste eingelassen werden… Es war für mich im August schon schwierig gewesen ein Hostel zu finden, dass über Sylvester noch buchbar war – daher wundert es nicht, dass einige, die nicht rechtzeitig reserviert hatten, veruchten sich einzumogeln… Die Ausweiskontrolle war für mich unproblematisch, aber einige standen nicht auf der Liste und mussten ewig harren bis jemand eine aktuellere Liste brachte und ihnen dann doch Einlass gewährte… Aber auch Leute, die keine Gäste waren, wurden teilweise eingelassen… Versteh das mal einer 😉 Jedenfalls wurden die wartenden Leute nicht weniger…

Am nächsten Tag traf ich mich nach einigen Missverständnissen mit Joscha, einem Kommilitonen aus Stuttgart, der hier gerade sein Praxissemester absolviert. Ich hatte erst durch einen Facebook-Neujahrspost erfahren, dass er hier in Sydney war – wie klein die Welt manchmal ist. War jedenfalls schön wieder ein bekanntes Gesicht zu sehen und sich über seine Erlebnisse auszutauschen.

Vietnam Teil 3: Weihnachten in Saigon

Weihnachtsstimmung wollte sich bei mir in Asien nie so recht einstellen. Da half auch der Bilderadventskalender meiner Eltern nicht und auch mitgebrachte Zimtsterne nützen wenig… Für Weihnachtsstimmung bedarf es bei mir kalter Tage an denen es früh dunkel wird, Schnee, die ganze Adventszeit mit Plätzchen backen und Weihnachtsmärkten und Glühwein, der Geschenkemarathon… Bei mir scheint es immer noch August zu sein! Auch der Nikolaus hat mich ganz vergessen, vielleicht weil ich keine Stiefel hatte, die ich raus stellen konnte!?

Jedenfalls landeten wir am späten Abend des 23. und Eva und ich bezogen unser Hotelzimmer, während Quynh bei ihrem Cousin einzog.
Heiligabend war ein sehr sonniger Tag, viele Leute waren unterwegs und noch mehr Kaufhäuser und Restaurants versuchten mit kitschiger Dekoration weihnachtliche Idylle zu schaffen.


Wir schlenderten durch die Straßen, der Verkehr war hier ähnlich schlimm wie in Hanoi, aber mit dem Unterschied, dass die Straßen breiter und die Gehwege benutzbar waren. Wir verbrachten viel Zeit mit shoppen, essen und gammeln – es war ja schließlich Weihnachten!

Am Abend ging es mit Quynhs Familie essen, typisch vietnamesisch, in einer sehr belebten Food Street. Überhaupt habe ich noch nie so ein Verkehrsaufkommen wie an diesem Abend erlebt. Teile der Innenstadt waren abgesperrt, die ganze Stadt auf den Beinen oder dem Moto. Die Straßen waren von Menschen überflutet und wir stürzen uns ins Geschehen.
Offenbar ist hier der 24. auch eine Art Feiertag und die Menschen feiern auf der Straße, die Szenerie glich eher einem Volksfest.
Kinder waren als Weihnachtsmänner verkleidet, es gab Zuckerwatte und andere Süßigkeiten zu kaufen. Es schien, dass ganz Saigon unterwegs war! Es gab Sprühschnee aus Dosen zu kaufen und Jugendliche leisteten sich „Schnee“schlachten. Die Atmosphäre war einmalig und sehr ansteckend! Aus Bars dröhnte laut Musik und die Leute feierten auf der Straße, posten vor dem kitschigen Weihnachtsschmuck und machten wie die Verrückten Bilder…
Es fühlte sich toll an, nur eben nicht wie Weihnachten! Da half es auch nicht mit meinen Eltern zu skypen und Einblicke in das weihnachtliche Wohnzimmer zu bekommen… In diesem Jahr wird ein typisches Weihnachten fehlen, dafür habe ich so viele andere tolle Erlebnisse gehabt…

Am 25. ging es zu einer Bootsfahrt zum Mekong Delta, nach Ben Tre und wir waren nur zu dritt 🙂 Wir schipperten zuerst im motorisierten Boot zu einer Insel, wo wir eine Kokosnussfabrik besichtigten. Hier werden super leckere Süßigkeiten hergestellt. Natürlich hatten wir auch die Möglichkeit diese zu probieren 😉 Per Pferdekutsche ging es dann weiter zum Früchteprobieren: Drachenfrucht, Papaya, Ananas und mein Liebling Jakobsfrucht. Achtung Ironie: schmeckt gut, aber mein Immunsystem reagiert gern über, als ich die Frucht zum ersten Mal in Singapur probiert habe, ist mir der Hals zugeschwollen und ich habe Allergietabletten gebraucht, die ich zum Glück in Reichweite hatte. Wir konnten unsere Finger noch in Honigwaben inkl. Bienen stecken und mit einer Schlange kuscheln…
Weiter ging es per Langboot zur nächsten Insel, wo wir Gegenstände aus Kokosholz kaufen konnten und leckeren, frisch gepressten Zuckerohrsaft probieren konnten.
Ein toller Ausflug!

Am Abend ging es dann zur Feier des Tages noch schön essen und dann trennten sich auch schon unsere Wege…
Am frühen Morgen ging es für die beiden per Bus weiter nach Kambodscha und für mich zurück nach Singapur, wo ich nach einigen Stunden Aufenthalt weiter nach Australien bin.

Vietnam Teil 2: Dong Hoi, Da Nang, Hoi An

Ich habe von Eva und Quynh, zwei Freundinnen aus Deutschland, Verstärkung bekommen. Die beiden verbringen hier ihre Weihnachtsferien und Quynh nutzt hier die Gelegenheit ihre Familie zu besuchen.
Wir haben zusammen den Nachmittag im Haus ihrer Großmutter verbracht, bevor es mit dem Nachtzug nach Dong Hoi ging.
Die Fahrt dauerte gut 10h, wir hatten hard-sleeper Betten. Das Abteil war komfortabler und sauberer als gedacht, dennoch ist es nicht sehr angenehm auf einem Holzbrett zu schlafen. Die dünne Matte als Polsterung und Kissen + Decken trugen kaum zu einer angenehmen Nacht bei. Der Zug schaukelte und holperte mit gefühlt gemütlichen 50 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit – Eva hat von dieser Fahrt einige blaue Flecken an der Hüfte davon getragen.

"bequemer" Nachtzug

„bequemer“ Nachtzug

Wir waren dann alle sehr erleichtert, als wir um 6h morgens endlich in ein richtiges Bett sinken konnten um noch ein paar Stunden zu schlafen.
Am nächsten Morgen buchten wir an der Rezeption eine Tour zur Phong Nha Höhle im Phong Nha Ke Bang Nationalpark. Merkwürdig war, dass man uns unbedingt die Tour zur Paradies Höhle aufschwatzen wollte und uns erst nach einigem hin und her die gewünschte Tour buchte. Wir lernten später noch ein Pärchen aus unserem Hotel kennen, das auch diese Tour machen wollte, denen aber gesagt wurde, dass diese schon ausgebucht sei – obwohl sie vor uns angefragt hatten…
Per Bus ging es dann in den ca. 50 km entfernten Nationalpark, in dem vor ein paar Jahren die größte Höhle der Welt gefunden wurde… Leider ist diese noch nicht für die  Öffentlichkeit zugänglich – bzw. gab es die Möglichkeit gegen gutes Trinkgeld eine Abenteuertour inkl. Risiko zu machen… Die Phong Nha Höhle ist nur vom Wasser aus zugänglich und so schipperten wir mit dem Boot den Fluss entlang und gelangten schließlich in die Höhle, die wohlbemerkt auch sehr groß ist, aus mehreren Abzweigungen besteht und verschiedene begehbare Kammern besitzt. Es war mal etwas anderes, mit dem Boot durch eine Höhle zu fahren und an einigen Punkten austeigen zu können und sich das Ganze von Nahem anschauen zu können. Außerhalb konnte das Boot noch mit Motor betrieben werden, innerhalb wurde gerudert, interessanterweise von einer sehr zierlichen Frau.
Im Gegensatz zu der Höhle in der Halong Bucht war diese hier bei weitem nicht so touristisch und auch nicht so grell beleuchtet. Also allemal sehenswert und bei der Tour die man uns aufschwatzen wollte wäre Treppensteigen statt Bootsfahren auf dem Programm gestanden, also haben wir wohl alles richtig gemacht 😉

Zurück in Dong Hoi ging es auf Erkundungstour und ich musste Geld abheben… Ihr könnt euch ja schon denken, dass die Geschichte nicht so glatt gelaufen ist, sonst würde ich das nicht erwähnen. Ich wollte 2 Millionen (=70€) abheben und wartete darauf, dass der Bankautomat das Geld herausgibt. Das dauerte verdächtig lange, der Automat zählte und zählte und es dauerte Minuten bis etwas passierte. Meine Karte kam heraus und eine Quittung über die 2 Millionen, aber kein Geld! Auf dem Bildschirm erschien darauf hin, die Meldung, dass eine Störung vorliege und der Automat nun außer Betrieb sei. Na danke, hatte mich die Maschine glatt um 2 Millionen betrogen, auf der Quittung stand eindeutig, dass ich das Geld erhalten hatte. Und von der Fehlermeldung war einige Augenblicke später auch keine Spur mehr zu sehen… Jedenfalls habe ich meine Bank in Deutschland und Quynh  netterweise die vietnamesische verständigt – die meinten, ich solle abwarten ob was abgebucht wird und dann den üblichen Papierkram ausfüllen… Na danke das hatte mir gerade noch gefehlt, nachdem ich in Hanoi schon vom Pech verfolgt wurde, ging es hier weiter… Ich hatte weniger wegen den 70€ bedenken, vielmehr hatte ich Schiss der Automat könne gehackt sein und dass ich daraufhin meine Karte sperren müsste!
Und wie ist das ganz nun ausgegangen? Durch die ganzen Feiertage musste ich 2 Wochen zappeln, aber dann hatte ich die Gewissheit: Das Geld wurde abgebucht und später wieder gutgeschrieben! Puh, Glück gehabt!

Zurück im Hotel wollten wir uns nach dem ganzen Ärger eine Massage gönnen, wurden aber leider vergessen…
Am nächsten Tag sind wir mit dem Zug weiter nach Da Nang, der Zug hatte eine gute Stunde Verspätung, es regnete und die Fahrt dauerte auch eine gefühlte Ewigkeit. Ich fand in Indonesien die Züge ja schon nicht schön, aber der hier war noch schlimmer. Vom Nachtzug war ich ja noch positiv überrascht gewesen, in diesem hier wollte man lieber nicht allzu viel anfassen… Viele Passagiere streckten ihre nackten Füße in alle Himmelsrichtungen, sehr appetitliche Käsefüße lagen auf meiner Armlehne, ein anderer streckte seine mitten in den Gang, wo alle paar Minuten ein Essenwagen durchgeschoben wurde – ich möchte nicht ausschließen, dass Füße im Essen gelandet sind…
Spät abends ging es dann Essen, Nudelsuppe beim Chinesen gegenüber, für meinen Geschmack nicht unbedingt einladend, aber es hatte sonst nichts mehr offen.

Ein enger Freund der Familie von Quynh holte uns dann am Morgen ab um mit uns nach Hoi An zu fahren und uns die Stadt zu zeigen. Im Gegensatz zu anderen vietnamesischen Städten waren sehr wenige Motos unterwegs und die Stadt versprühte mit ihrer kleinen Häusern und Boutiquen, die mehr an China und Japan erinnern, ihren Charme und ich fühlte mich sofort wohl. Es war der 23.12, also ging es erstmal Weihnachtsgeschenke shoppen. Die kleinen Shops hatten alles was das Touristenherz zu wünschen vermag: von absolutem Kitsch bis zu Kunstobjekten und netten Mitbringsel. Auf dem Markt gab es dann noch reichlich Obst, einige Sorten habe ich dort auch zum ersten Mal gesehen.

Auf dem Rückweg machten wir halt um eine etwas andere Höhle zu besichtigen, eine Art Tempel… Ich weiß bis heute nicht, was es damit eigentlich auf sich hatte. Mittlerweile war das Wetter richtig schlecht und es stürmte, so viel also zum Plan noch an den Strand zu gehen. Stattdessen sind wir zu einer riesigen Buddhastatue gefahren und hatten von der Halbinsel einen tollen Blick auf das Meer und die Stadt. Wenige Minuten später regnete es in Strömen und wir mussten zurück ins Hotel.

Unsere nächste Station war Saigon (auch: Ho Chi Minh) und um die lange Strecke etwas schneller zurück zu legen, ging es mit dem Flieger hin. Und da die Vietnamesen mir gerne Probleme bereiten, wurde ich am Einchecken gehindert, da mein Ticket angeblich nicht bezahlt war. Nach einigem Hin und Her war dann plötzlich alles in Ordnung, ich musste allerdings erst mein Handy zücken und als Beweis die Rechnung und Kartenabbuchung herzeigen…

Kurz vor Abflug war unser Flug plötzlich nicht mehr ausgeschrieben und an unserem Gate wurde dann eine andere Maschine geboarded. Auf Nachfrage wusste niemand Bescheid was mit unserem Flug passiert war… Nach einigem Warten war dann aber klar, dass unser Flieger eine Stunde Verspätung hatte…

Vietnam Teil 1: Hanoi und Halong Bay

Mein Wecker klingelte mal wieder viel zu früh. Noch im Dunklen ging es zum Flughafen, der Flieger sollte um 7h abheben. Ich hatte am Tag davor die Nachricht bekommen, dass mein Flug mit Vietnam Airlines gestrichen sei und ich wurde auf Cambodia Angkor Air umgebucht… Welch eine Freude, hatte ich doch Vietnam Airlines ausgewählt um nicht mit einer dubiosen Airline fliegen zu müssen.
Der Flughafen von Siem Reap entpuppte sich als winzig, 4 Gates, total schnuckelig. Beim Einchecken wurde mir erzählt, dass es nur 22 Passagiere gibt, in einem Airbus A321, der knapp 200 Leuten Platz bietet. Ich hatte also extrem viel Platz und den halben Flieger für mich. Von Cambodia Angkor Air war ich positiv überrascht, modernes, neues Flugzeug, guter Service.

Nach 1h30 landeten wir in Hanoi, der Hauptstadt Vietnams. Ich hatte mein Visum wieder online beantragt um nicht zur Botschaft zu müssen, wäre im Nachhinein vielleicht doch schneller gegangen…
Ich musste zunächst meinen Pass mit dem Antrag abgeben und dann hieß es warten. Die Schlange an der Abholstelle wurde länger und länger und war schließlich gut 50 bis 100 Meter lang. Es ging keinen Schritt vorwärts und das eine geschlagene 3/4 Stunde lang. Wie sich herausstellte, musste das Visum erst noch von einem Beamten unterschrieben werden und der hatte es offensichtlich vorgezogen genüsslich Kaffeepause zu machen. Eine Ewigkeit später und 25 USD ärmer wollte ich dann mein Gepäck in Empfang nehmen. Tjao, außer dass unser Flug so winzig war, dass es offenbar nicht die Mühe wert war, ihn anzuschreiben…
Ich fragte mich also durch und wartete an dem Band wo mein Gepäck kommen sollte… Ich wartete und wartete und es kam nichts. Die anderen ausgeschriebenen Flüge hatten schon längst ihr Gepäck und mich erfasste wieder dieses schlimme Gefühl, dass meine Sachen weg sein könnten. Ich erkannte allerdings andere Passagiere meines Fluges und gemeinsam harrten wir noch fast eine Stunde aus.
Denkbar ungünstiger Start und leider wurde es auch nicht viel besser…

Ich hatte über das Hotel einen Fahrer gebucht um nicht in die Fänge der Taxi-Mafia zu geraten. Dieses Ärgernis ist nicht zu unterschätzen, ich habe später zwei Backpackerinnen kennen gelernt, denen das tatsächlich passiert ist. Sie wurden von ihrem Taxifahrer bedroht und um ihr ganzes Geld erpresst…
Deswegen hatte ich um auf Nummer sicher zu gehen einen Fahrer vom Hotel gebucht, die Fahrt verlief reibungslos, allerdings war der gute Herr extrem mürrisch und unfreundlich und hat keine Anstalten gemacht mir mit meinem Gepäck zu helfen.

Im Hotel angekommen, hieß es erst einmal warten. Es hieß, das Zimmer werde für mich fertig gemacht, während dessen bekam ich kostenlos Frühstück und wurde über Touren nach Halong Bay informiert. Übernächtigt wie ich war, wünschte ich mir nichts Sehnlicheres als ein Bett. Doch dieser Wunsch wurde mir nicht erfüllt, mein Zimmer war immer noch nicht fertig und man bot mir an in einem anderen Hotel derselben Kette unterzukommen. Ich war leicht skeptisch, aber das Argument, dass ich für den selben Preis ein Upgrade bekomme, die Zimmer größer seien und das Hotel einen Spabereich hätte, zählten dann doch.

Gut 5 Stunden nach der Landung konnte ich endlich in mein Bett sinken und etwas Schlaf nachholen. Und tatsächlich war mein Zimmer wie versprochen sehr groß und komfortabel.

Hanoi wäre eigentlich eine charmante Stadt wären da nicht der chaotische Verkehr und einige unfreundliche Zeitgenossen.
In Vietnam herrscht für mich ungewohnter Rechtsverkehr, in der Realität wird da gefahren wo Platz ist. Motorräder schlängeln sich an allen Seiten vorbei, Fußgängerwege dienen als Parkplatz oder Ladenfläche. Als Fußgänger ist man so mehr oder weniger gezwungen auf der Straße zu laufen. Verkehrsregeln scheint es hier ebenfalls keine zu geben – rechts vor links? Noch nie gehört! Kreuzungen werden so von allen 4 Seiten attackiert, in der Mitte bildet sich ein Knäul, das sich je nach Verkehrsaufkommen erst Minuten später wieder entwindet…
Und dazwischen Fußgänger, wer stehen bleibt kann warten. Die einzige Möglichkeit, die bleibt um über die Straße zu kommen, ist sich mutig in das Geschehen zu stürzen und hoffen nicht angefahren zu werden. Die Fahrer scheinen allerdings sehr geübt darin zu sein Fußgängern auszuweichen, also kommt man relativ ungeschoren über die Straße. Berufsverkehr um 17h ist wohl mit der schlimmste, den ich jemals erlebt habe. Da viele Gehwege unpassierbar sind, läuft man auf der Straße, wo sich unfassbar viele Motorräder kompakt auf kleinstem Raum zusammendrängen und verkeilen. Als Fußgänger steht man gequetscht in einem Freiraum an der Seite und wird manchmal gestreift. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass bei diesem Chaos unheimlich viel gehupt wird, es allgemein sehr laut ist und die ganze Situation extrem nervenaufreibend ist. Einen gemütlichen Spaziergang zu machen ist so quasi unmöglich und etwas verträumt durch die Gassen zu laufen Selbstmord.
Als Tourist wird man selbstverständlich noch von jedem Taxi angehupt, jedem Fahrradtaxi angesprochen und von fliegenden Händlern belästigt, die in ihren Wägen und Körben alles von Obst bis Haushaltswaren verkaufen. Ein paar Bananen kosten dann unverschämte 5 Euro, auf einen normalen Preis runterhandeln gestaltet sich aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse zum Ding der Unmöglichkeit. Einige Passanten und Verkäufer schnauzen einen an, falls sie merken, dass sie ungewolltes Beiwerk eines meiner vielen Fotos werden.

Ich habe mich in dieser Stadt nicht sehr willkommen gefühlt und am laufenden Band negative Erlebnisse gehabt, seien es Verkehrsrüpel oder Verkäufer, die versuchen einen zu betrügen oder schlicht unfähige Bedienungen.
Ich war am dritten Abend essen, lernte dort eine andere nette deutsche Bachpackerin kennen. Ich bekam zuerst das falsche Essen, sie hatte auf ihrer Rechnung ein Bier, das sie nie bestellt hatte und ich bekam komplett die falsche Rechnung. Vom Nachbartisch kamen auch Reklamationen…
Beim Briefmarkenkauf bekam ich zu wenige marken… Mir wurde Geld falsch herausgegeben…
Und da solche Sachen absolut jeden Tag passiert sind, kann ich nicht glauben, dass es sich um Versehen handelt, vielmehr um gezielte Abzocke.

Von Hanoi habe ich einen 2D1N Ausflug zur Halong Bucht gemacht, die UNESCO Erbe ist. Ich hatte vom Hotel eine Tour empfohlen bekommen, die eher junge Backpacker zur Zielgruppe hatte – klang gut. Wie sich herausstellte war unser Schiff das Party Boat und die meisten Passagiere mehr an Alkohol als an Kultur interessiert. Ich wurde mit dem Partyvan vom Hotel abgeholt und die Fahrt dauerte gut 3h30, was mal wieder auf die schlechten Straßen in Asien zurückzuführen ist. Der Guide versuchte das Partyvolk bei Laune zu halten und ich ahnte jetzt schon, dass die Tour anstrengend werden würde und ich lieber mit einem Rentnerschiff hätten vorlieb nehmen sollen. Auf dem Schiff angekommen gab es dann von einigen Wasserstoffperoxid-Barbie-Püppchen erstaunte Ausrufe: „Oh wow, hier sieht die Landschaft ja großartig aus! Und es gibt ja viel mehr Felsen, die aus dem Wasser ragen, als auf dem Werbefoto, da waren es ja nur 2…“ Die meisten schienen keine Ahnung zu haben, was es mit der Halong Bay auf sich hat und waren nur zum Feiern gekommen. Großartig! Zum Glück lernte ich ein französisches Pärchen kennen, das wie ich auch mehr an Kultur interessiert war und denen das Hotel, ähnlich wie mir, verschwiegen hatte, dass es sich um eine Party handelt.
Später ging es eine Höhle besichtigen, die super kitschig beleuchtet war und nur so von Touristen überlaufen war.
Der nächste Programmpunkt sah vor zum Sonnenuntergang mit kostenlosem Wein anzustoßen. Ich wollte aber viel eher den Sonnenuntergang genießen und tolle Bilder machen! Wein trinken konnte ich immer noch später und so ließ ich mich von meinem Vorhaben nicht abbringen… Der Rotwein war im Übrigen der widerlichste, den ich jemals getrunken habe…


Nach dem Abendessen gab es dann ganz viel Party, Karaoke und Alkoholleichen, die den Weg nicht mehr zurück ins Bett gefunden haben. Am nächsten Morgen wurde dann die Getränkestrichliste ausgewertet und wir zur Kasse gebeten, einige haben dann vehement protestiert und geleugnet jemals so viel getrunken zu haben. Herrlich 🙂
Das Tourprogramm sah nun Schwimmen, Kajakfahren oder Trekking vor. Ich war mal wieder genervt, dass andere über meinen Tagesablauf bestimmen wollten. Wer mal eine Weile alleine verreist und selber über seinen Tag bestimmt hat, weiß wie schwer es fällt zu einer vorgegebenen Zeit aufstehen, Essen zu müssen und diversen Aktivitäten nachgehen zu müssen.
Ich wäre gerne Kajak gefahren, aber das Wetter hatte sich über Nacht schlagartig geändert und wir hatten statt der 25 Grad vom Vortag vielleicht noch 15. Für mich eindeutig zu kalt um auch nur in Berührung mit dem Wasser zu kommen und so zog ich es vor dick eingepackt auf dem Deck zu bleiben und noch einige Fotos von den nebelumhüllten Felsen zu machen.
Später lernten wir Frühlingsrollen zu machen, die es dann zum Mittagessen gab.

Die Rückfahrt mit dem Minibus dauerte ewig, einige Stunden länger als die Hinfahrt. Da zwei Personen mehr zurückfuhren war es extrem eng und unbequem. Viele waren verkartet, einer musste Spucken und hat es zum Glück noch rechtzeitig hinausgeschafft.
Schlagartig wurden wir alle wach, als ein Hupkonzert um uns ertönte und Reifen quietschten. Wir befanden uns an einer Kreuzung und rechts von uns war ein Truck stehen geblieben, keine 20 cm von meiner Fensterscheibe entfernt. Puh was für ein Glück und ich und alle anderen hatten nichts vom Fast-Unfallhergang mitbekommen. Ich vermute mal, dass der Truck rechts Vorfahrt gehabt hätte und unser Busfahrer ohne Rücksicht gerade aus gefahren ist. So viel zu Verkehr in Vietnam…

Zurück im Hotel musste ich erst einmal ewig auf mein eingelagertes Gepäck warten… An Sightseeing habe ich nicht allzu viel gemacht, ich bin vor allem viel durch die Gassen gelaufen und habe Händler und Verkehr beobachtet. Interessant ist, dass die Straßennamen Hanoi auch Programm sind, so gibt es eine Schuhstraße, eine Textilstraße, eine Metallwarenstraße usw. … Dort reihen sich dann tatsächlich Geschäfte, die ähnliche Produkte verkaufen.
Das Wasserpuppentheater ist von Touristen überlaufen, aber durchaus sehenswert. Es ist zu bewundern, dass die Puppenspieler hüfthoch im Wasser stehen und hinter einem Vorhang ihre Puppen zum Leben erwecken. Die Puppen sind an einem Bambusstock befestigt, der allerdings unter Wasser verborgen bleibt, so scheinen sich die Puppen frei im Wasser zu bewegen.

Wirklich wohlgefühlt habe ich mich in Hanoi nicht, dazu war mir der Verkehr zu chaotisch, die Luft zu verpestet, manche Händler zu schlitzohrig und es sind jeden Tag unerfreuliche Sachen vorgefallen, die eigentlich nicht hätten passieren sollen. Ich kann aber nicht leugnen, dass Hanoi mit seinen Gassen und tausenden Geschäften seinen ganz eigenen Charme ausstrahlt und man immer neues entdeckt.

Kambodscha: zwischen Tempeln und Armut

Nachdem ich in Singapur mein Zimmer räumen musste und mein Hab und Gut eingelagert hatte, ging es am nächsten Morgen zum Flughafen. Es war leider eine ganz schlechte Idee am Vorabend noch den restlichen Whiskey zu trinken, es war allerdings nach einem Semester nur noch eine daumenbreite Bodendecke vorhanden. Doch mit nur 3h Schlaf fühlte ich mich nicht im Stande 2 Stunden lang mit den Öffentlichen zum Flughafen zu fahren – ja so groß ist Singapur – ich war so verpeilt und übermüdet, dass ich bestimmt eingeschlafen wäre oder wo anders rausgekommen wäre.
So habe ich mir ein Taxi geleistet und bin pünktlich am Flughafen angekommen. Da mein Visum in einigen Tagen abläuft, musste ich meinen Student Pass abgeben und habe so meinen ersten singapurischen  Ausreisestempel bekommen. Vom Flug habe ich mal wieder nicht viel mitbekommen, da ich lieber Schlaf nachgeholt habe 😉

Beim Anflug auf Phnom Penh zeigte sich ein sehr ländliches Bild: Reisfelder soweit das Auge reicht, viel grün, aber nicht ganz so fruchtbar wie z.B. in Java und mittendrin eine kleine Stadt – Phnom Penh.

Die Einwanderung war total unproblematisch, ich hatte im Vorfeld ein eVisum beantragt, um nicht stundenlang in einer kambodschanischen Botschaft für ein Visum anstehen zu müssen. In Kambodscha werden einem Abdrücke von allen 10 Fingern genommen, na danke, da fühlt man sich ja gleich wie ein Verbrecher. In den meisten Ländern beschränkt es sich auf den Abdruck der Daumen oder Zeigefinger.

Phnom Penh

Auf dem Weg zum Hotel bin ich von der Hauptstadt Kambodschas positiv überrascht worden: ein ziemlich sauberes Stadtbild, schöne Häuser, gut ausgebaute Straßen und gar nicht so viel Armut und Dreck wie ich erwartet hatte. Ich hatte mich schon auf Wellblechhütten und Schotterstraßen eingestellt, nachdem ich viel Armut auf Java gesehen hatte, habe ich hier noch schlimmeres erwartet.
Vor dem Palast hatte sich eine hunderte Meter lange Schlange gebildet, zum größten Teil aus orangefarben gekleideten Mönchen, die anstanden um dem verstorbenen König, die letzte Ehre zu erweisen. Zu schade, dass ich meine Kamera nicht parat hatte, als ich später noch einmal zu diesem Ort zurückkehrte hatte sich die Schlange aufgelöst und auf dem Platz wachten und beteten Menschen, Kinder spielten und Händler verkauften Luftballons.

zentraler Platz

zentraler Platz

Das Hotel entpuppte sich als Luxushotel, mit großem Zimmer mit Ausblick über die Stadt und einem Pool auf dem Dach. Da ich mir das Zimmer mit Jan, einem Kommilitonen aus Stuttgart, der ebenfalls in Singapur Auslandssemester macht, teile, ist es sogar erschwinglich. Er war am Ende seiner Rundreise durch Vietnam und Kambodscha angelangt und sollte am Abend mit dem Bus aus Siem Reap kommen. So hatte ich noch den ganzen Tag Zeit um die Stadt zu erkunden.

Wie immer ging es zu Fuß los, da man so einen unverfälschten Eindruck bekommt, die Stadt auch riecht und fühlt und nicht hinter einer Glasscheibe daran vorbeirast. Ich kam in den Genuss wieder Gehwege benutzen zu können, die auf Java meist nicht vorhanden oder schlicht zugeparkt waren. Es war angenehm warm, aber nicht so schwül wie in Singapur. In unmittelbarer Nähe zum Hotel befand sich eine schöne Parkanlage, Kinder spielten im Gras, Händler boten ihre Waren an, aber es offenbarte sich auch viel Armut und ich wurde nach Geld gefragt, an jeder Straßenecke Tuktukfahrer, die auf Kundschaft hoffen.
Ich schlenderte durch die Straßen, vorbei an herrlichen Tempeln und prunkvollen Regierungsgebäuden, kleinen, schnuckligen Cafés, aber auch heruntergekommenen Häusern und Menschen die auf der Straße kochen, leben und schlafen. Der Spaß am Touristenmarathon, so viele Sehenswürdigkeiten wie möglich zu sehen, ist mir schon längst abhandengekommen. Viel interessanter ist es Menschen zu beobachten und ihre Lebensweise kennen zu lernen. Allerdings habe ich mir die Silberpagode angeschaut, ich war ziellos dorthin gelangt, hatte Zeit und sie sah prächtig aus, allerdings war das Eintrittsgeld auch für hiesige Verhältnisse saftig.

Am Abend kam Jan an und wir hatten uns beim Essen viel von unseren Reisen zu erzählen. Das Essen war traditionell Khmer und schmeckte ausgezeichnet, ich war allerdings noch etwas vorsichtig, da ich mir als Andenken aus Indonesien mal wieder eine Magen-Darm-Grippe eingefangen hatte.

Nach einem ausgiebigen Frühstück und einigem Plantschen im Pool, ging es am nächsten Tag auf Erkundungstour im Tuktuk. Wir wollten so viel wie möglich von der Stadt sehen, ihre verschiedenen Facetten kennen lernen ohne dabei das typische Touriprogramm zu machen. Und unser Fahrer war klasse, fuhr uns durch die Stadt, in kleine, abgelegene Gassen, wo sich niemals Touristen her verirren würden. Wir machten aber auch Station am russischen Markt um noch einige Andenken zu kaufen und am Wat Phnom. Zu den Killing Fields, die die schrecklichen Verbrechen der Roten Khmer dokumentieren, haben wir es zeitlich nicht mehr geschafft.

Den Tag haben wir mit einer Massage von Blinden ausklingen lassen, die sich so ihren Lebensunterhalt verdienen. Tolles Programm, dass ich gerne unterstütze und die Massage war wirklich hervorragend, aber auch beängstigend wenn man in diese Leere Augen blickt, ergreifend wenn man die tastenden Hände spürt und am selben Finger zweimal geknetet wird 😉

Am nächsten Tag ging es für mich weiter mit dem Bus nach Siem Reap, auch liebevoll Templecity genannt. Die Fahrt dauerte gut 6 Stunden für eine Strecke von 300 km, das Tempo war dementsprechend gemütlich, führte teilweise über Schotterpiste, entlang an Reisfeldern, Flüssen und Seen und ließ genug Zeit Bauern bei ihrer Arbeit auf dem Feld zu beobachten oder wie Ochsen über die Straße getrieben werden. Die Sitze im Bus waren für extrem zierliche Personen ausgerichtet, ich hatte weitaus breitere Schultern, aber zum Glück keinen Nebensitzer.

Am Bahnhof wurde ich von einem Tuktukfahrer meines Guesthouses abgeholt und dort dann liebevoll empfangen. Das Guesthouse wird von zwei deutschen geleitet, die super hilfsbereit sind und man sich gleich wie zuhause fühlt. Die beiden zeigten sich überrascht, dass ich schon so früh da war, da der Bus mindestens 6 Stunden, also eigentlich eher 8 braucht und heute tatsächlich nur knapp über 6 gebraucht hatte. Ich wurde sogleich über mögliche Tempeltouren in Angkor informiert und buchte für die nächsten zwei Tage gleich den Tuktkfahrer, der mich auch abgeholt hatte.

Ich startete am nächsten Tag mit der großen Tempeltour, groß nicht etwa weil man die größten Tempel besichtigt, sondern am meisten Strecke zurücklegt (bestimmt 30 km) und eher die Tempel außerhalb besichtigt. Am Eingang gab es eine 3-Tageskarte für schlappe 40 USD, inkl. verpeiltem Schnappschussfotos um die Karte zu personalisieren. An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass man in Kambodscha weitestgehend mit USD zahlt, allerdings sind nur Scheine im Umlauf, so dass die Einheimische Währung Riel als Kleingeld gehandhabt wird (1USD= 4000 Riel).

Ich werde bestimmt nicht alle Tempel in allen Einzelheiten beschreiben, es waren 6 an der Zahl. Der erste, Preah Khan, ist bis jetzt mein Favorit, große Anlage mit wenig Touristen, schönen Reliefs, Bäumen, deren Wurzeln sich ihren Weg durch  die Steine bahnen und ich wurde von einer Security gegen etwas Trinkgeld in einen abgesperrten Bereich geführt und hatte nach einer kleinen Kletteraktion über eingestürzte Gänge, einen atemberaubenden Blick vom Dach auf den Tempel. Einer der Tempel war sehr weit außerhalb und nur nach einer halbstündigen Fahrt zu erreichen, die Strecke dorthin war wesentlich interessanter. Hier bekam ich viele einfache Hütten zu sehen, sah das einfache Leben der Menschen, Ochsen und Küche auf der Straße…
Zum Sonnenuntergang ging es hoch auf den Pre Rup, wo eine ganze Horde Touristen gebannt auf das rot gefärbte Farbenspiel warteten.

Was mich an diesem Tag am meisten bewegt hat, waren die Kinder, die den Touristen Souvenirs verkaufen. Es ist wirklich herzzerreißend, wenn 5 bis 10-Jährige Verkaufsargumente wie, „Just 1 Dollar, to go to school, Miss“ gebrauchen. Wie ich dann später herausgefunden habe, gibt es in Kambodscha Schulpflicht und auch kostenlose Schulen. Die Kinder müssen morgens oder abends zur Schule und haben so Zeit als Händler zu arbeiten. Allerdings bestechen wohl einige Eltern auch die Lehrer, damit die Kinder nicht in die Schule müssen und stattdessen Geld verdienen können, was wohl zur Folge hat, dass sie dennoch versetzt werden und einen Abschluss erhalten, aber sehr schlecht lesen und schreiben können. Wenn die Kinder mit gebrochener Stimme hinter einem herlaufen und einen anflehen etwas zu kaufen, ist es unendlich schwierig NEIN zu sagen. Einige Sachen wie Postkarten oder Früchte waren mir auch willkommen, aber ich brauche nun mal nicht jeden Ramsch. Gerne hätte ich auch hier und da mal etwas Geld verschenk, aber es waren nun mal Scharen an Kinder unterwegs, da wäre ich hinterher selbst eine arme Frau gewesen… Ich habe dann angefangen Kekse zu verschenken, die ich zufälligerweise dabei hatte und habe so einige Lächeln in  Gesichter gezaubert. Ich habe mich dann später im Supermarkt mit noch mehr Keksen ausgerüstet und dann sogleich auf der Straße eine Frau mit 2 Kindern gesehen, die im Müll nach etwas essbaren gesucht hat… Meine Taktik ging auf, ich wurde meine Kekse los, habe sie allerdings auch an Kinder verschenkt, die in Siem Reap am Straßenrand saßen und gebettelt haben.

Siem Reap ist deutlich ländlicher als Phnom Penh und total auf die Touristen ausgelegt, Hotels mit kitschiger, blinkender Weihnachtsdekoration reihen sich einander, unzählige Bars und Restaurants laden zum Verweilen ein und  Massage gibt es ab einem Dollar zu haben. Das Flair am Old Market hat mich stark an Südfrankreich erinnert mit seinen kleinen Geschäften und Straßenverkäufern.
So habe ich mir auf der Straße erst 30min Fußmassage für 2 USD gegönnt, der Junge hat mich dann aber mehr zugelabert und ausgefragt, statt massiert – die Massage war dann auch mehr eincremen als kneten… Etwas klüger bin ich dann für die Körpermassage in ein edles Spa und habe einen Volltreffer gelandet, ich hatte dort die wohl beste Massage 🙂 Ich war so begeistert, dass ich am nächsten Tag gleich nochmal hin bin, 10 USD für eine h, zwar etwas teurer als auf der Straße, aber dafür unglaublich entspannend und jeden Cent wert.

Um 4h30 klingelte mein Wecker, pünktlich zur nächsten Tempeltour die mit dem Sonnenaufgang bei Angkor Wat beginnt. Ich hatte schon böses geahnt, Heerscharen an Tuktuks und Bussen fuhren an mir vorbei und es wimmelte vor Ort nur so von Touristen, die sich vor dem See versammelt hatten, um so das beste Motiv vor die Linse zu bekommen. Es war sehr lustig zu beobachten, wie Besitzer einer Billigknipse eifrig drauflosblitzten und versuchten mit den Bildern einer Spiegelreflex auf Stativ mit langer Belichtungszeit mitzuhalten und erst recht grausame, meist schwarze Ergebnisse bekamen…

Ich war total übermüdet und dementsprechend nicht sehr motiviert noch tausende an Tempeln anzuschauen. Sofort nach Sonnenaufgang ging es zum nächsten Tempel um den Scharen an Pauschaltouristen in Riesenbussen zu entkommen. Auf dem Parkplatz vor Angkor Wat standen ungelogen mindestens 50 große Busse. Pauschalreisende haben meist nur Zeit für die Hauptempel, so war ich am Tag davor keinen Heerscharen an Koreanern und Russen in die Arme geloffen. Um den Massen zu entfliehen, sollte es also erst später wieder zum Tempel zurückgehen um diesen dann genauer unter die Lupe zu nehmen. Zunächst ging es zum Ta Phrom, dem Drehort von Tomb Raider, aber meine Begeisterung hielt sich wahrlich in Grenzen, als ich dann noch in eine Gruppe Russen geraten bin, war meine Laune am Tiefpunkt. Es war allerdings ziemlich lustig zu beobachten, wie manche Teilnehmer diseser Reisegruppe wohl nicht verstanden hatten, dass es auf Tempelbesichtigungstour geht. Ein Mädel hatte wahrlich nur Unterwäsche an und wäre am Strand wohl besser aufgehoben gewesen. Das Highlight des Tages war ein Tempel, versteckt im Wald, der nur über eine holprige Straße voller Schlaglöcher zu erreichen ist. Das Beste daran war, dass ich den Tempel ganz für mich alleine hatte. Kein Kartenkontrolleur vorm Eingang, keine Kinder, keine Touristen. Der Tempel war ziemlich zerfallen und ich musste viel über Steinblöcke klettern und mein Abenteurerherz fing an zu schlagen. Die größen Tempel waren wieder überlaufen und selbst der Bayon und Angkor War machten nicht wirklich Spaß. Irgendwann war es: „Oh noch ein Tempel, toll! Und wieder Steine und Reliefs… WOW…“. Meine Begeisterung war hinüber und nach 9h war ich auch restlos fertig. Für den nächsten Tag stand erst einmal ausschlafen auf dem Programm und am Abend noch ein Sonnenuntergang.

Dieser Sonnenuntergang war wohl der schönste den ich jemals gesehen habe. Nach eine halben Stunde Fahrt entlang Holzhütten und Pfahlbauten und einem halbstündigen Aufstieg zur Ruine des Phnom Krom, hatte ich einen atemberaubenden Blick über eine traumhafte Landschaft, im Vordergrund Reisfelder, im Hintergrund zeichnete sich der riesige Tonle Sap See ab.

Ich hatte eine fantastische Zeit in Kambodscha und habe mich in das Land verliebt, es gibt so viel Armut und Leid, aber auch prachtvolle Tempel die an eine glorreiche Vergangenheit erinnern. Das Leben ist hier so schön einfach und gemütlich, die Leute meist sehr zuvorkommend und klar gibt es hier auch den Touristenzuschlag, aber man wird nicht nach Strich und Faden betrogen. Die 6 Tage, die ich hier verbracht habe, waren viel zu kurz, ich hätte gerne noch viel mehr gesehen, noch andere Städte bereist und noch mehr von dieser friedvollen, ruhigen Atmosphäre aufgesogen.

Abschied

Zwar ist es noch kein endgültiger Abschied von Singapur- ich kehre noch zweimal zurück – aber es fühlt sich schlimm an mein Zuhause aufzugeben. Ich habe gestern mein Zimmer leergeräumt und kam auf erschrekende 75kg! Mal schauen wie ich das nach Deutschland bekomme… 46kg + Hangepäck habe ich frei.

Koffer

Koffer

Das meiste ist nun eingelagert und heute morgen habe ich die Schlüssel abgegeben und gebe meine vertraute Umgebung auf. Die Office Lady drückt mich zum Abschied.
Ich habe mich mittlerweile in Singapur so gut eingelebt, dass es wirklich schwer fällt zu gehen. Ich freue mich aber schon darauf, die nächsten 6 Wochen zu reisen.
Es geht nun nach Kambodscha, danach Vietnam, wo ich zwei Freundinnen aus Deutschland treffe und wir zusammen Weihnachten feiern. Sylvester und die letzten Wochen verbringe ich in Australien.
Ich werde über meine Abenteuer berichten!